Blog / Auto · Veröffentlichungsdatum: 12.11.2025 · Deutschland

Computerdiagnose vor dem Kauf: Was sie wirklich zeigt

Moderne Fahrzeuge sind voll mit Elektronik – eine Chance, verdeckte Probleme vor dem Kauf zu erkennen. Was zeigt der OBD-Scanner tatsächlich und wie liest man Fehlercodes richtig?

OBD-II Computerdiagnose Berlin / Deutschland Autokauf
OBD-Scanner am Fahrzeug: Diagnose vor dem Kauf über die OBD-II-Buchse
Der OBD-Scanner liest DTC-Fehler, Freeze-Frame und Readiness-Status aus allen verfügbaren Steuergeräten.

Einführung. Moderne Fahrzeuge sind elektronische Systeme auf Rädern. Die Computerdiagnose vor dem Kauf bedeutet: Scanner an die OBD-II-Buchse anschließen, Fehler und Parameter auslesen. Im Alltag heißt das kurz „OBD-Diagnose“. Die Methode bringt versteckte Probleme von Motor und Elektrik ans Licht, deckt Tachomanipulationen auf und mehr. Wichtig: Selbst frischer TÜV garantiert keine fehlerfreien Steuergeräte – die HU prüft Kontrolllampen und Abgasgrenzwerte. Der Computer liefert Daten und Codes, interpretiert werden sie von Fachleuten. Bei Sicher-Check ist die vollständige elektronische Diagnose fester Bestandteil unseres Vorkauf-Checks in ganz Deutschland (insbesondere Berlin/Brandenburg).

Was ist OBD und wie läuft die Diagnose?

Alle modernen Pkw haben eine OBD-II-Buchse (EU: Benziner ab 2001, Diesel ab 2004). Über sie liest der Scanner Informationen aus Steuergeräten – zuerst Motor (ECU), dazu Automatikgetriebe, ABS/ESP, Airbag, Klima, elektrische Lenkung u. a. Der Ablauf ist einfach: Buchse finden (meist unterm Lenkrad), verbinden, Fehler auslesen.

Die Auswertung braucht Erfahrung: derselbe Code kann unterschiedliche Ursachen haben. Beispiel: Lambdasonden-Fehler bedeutet nicht zwingend die Sonde – häufig steckt Falschluft oder ein Kabelproblem dahinter. Diagnose = Gerät + Diagnostiker:in.

Wichtig: Um „Verkaufsvorbereitung“ zu entlarven, scannen wir doppelt – vor und nach der Probefahrt – und prüfen OBD-Readiness. Stehen Monitore auf „Not Ready“, wurde der Speicher kürzlich gelöscht.

Wie sind DTC-Codes aufgebaut?

Buchstabe = System (P Antrieb, B Karosserie-Elektrik, C Fahrwerk, U Datennetz). Zweite Stelle: 0 generisch, 1 herstellerspezifisch. Restliche Ziffern = konkrete Störung (z. B. P0301 Fehlzündung Zyl. 1, C0040 ABS-Raddrehzahlsensor vorn rechts).

Beispiele für DTC-Codes und erste Prüfschritte

Code System Bedeutung Zuerst prüfen
P0301 Motor Fehlzündung Zyl. 1 Zündkerze/Spule Zyl. 1, Kompression, Falschluft
P0171 Motor Mageres Gemisch (Bank 1) Falschluft, MAF, Kraftdruck, Abgasleck
P0420 Abgas Katalysator-Effizienz zu gering Katalysator, Nachkat-Sonden, Abgaslecks, Software
U0100 CAN Verlust der Kommunikation mit ECM/PCM Plus/Masse, CAN-Bus, Stecker/Kabelbaum
C0040 ABS/ESP Raddrehzahlsensor (vorn rechts) Sensor, ABS-Ring, Leitung/Stecker, Nabe
B10xx Airbag Fehler Airbag/Gurtstraffer Wickelfeder, Stecker unterm Sitz, Pyros, Unfallhistorie
P2xxx Diesel EGR/DPF/NOx-Strang EGR-Ventil, Differenzdruck DPF, NOx-Sensoren, Regenerationen

Hinweis: auch Freeze-Frame beachten – Momentaufnahme (Drehzahl, Last, Temperatur) zum Fehlerzeitpunkt – hilft bei der Ursachensuche.

Lage der OBD-II-Buchse: meist unter der Lenksäule, links im Fahrerfußraum oder am Mitteltunnel
Häufige Positionen der OBD-Buchse. Am gängigsten unter der Lenksäule.

Was zeigt die Computerdiagnose?

  • 📌Echte Laufleistung. Bei einigen Marken wird der Kilometerstand in ABS, Getriebe, Schlüssel gespiegelt – Abweichungen entlarven Manipulationen.
  • 📌Gespeicherte Fehler & Freeze-Frame. Auch ohne Warnlampe können relevante Codes und Momentdaten im Speicher liegen.
  • 📌Fehler in Nachbarsystemen. ABS/ESP, Lenkhilfe, Automatik, adaptive Dämpfer – Sensormeldungen/Modulfehler sind sichtbar.
  • 📌Zustand von Motor/ Einspritzung. Kraftdruck, Gemischkorrekturen, Temperaturen, Spannung, Fehlzündungszähler u. a.
  • 📌Zylinder-Detail. Counters zeigen den „Problemzylinder“ und sparen Zeit bei der weiteren Prüfung.

Praxisbeispiel: Bei einer BMW 5 fanden wir Fehlzündungen im Speicher, bevor „Check Engine“ erschien. Käufer bekam Rabatt für neue Zündspulen.

Was die Diagnose nicht zeigt

  • ✔️Mechanischen Verschleiß. Kolben, Stoßdämpfer, Schaltgetriebe – nur mechanisch/auf dem Prüfstand beurteilbar.
  • ✔️Nicht-elektronische Baugruppen. Kupplung, klassische Lenkung, passive Fahrwerksteile – außerhalb von OBD.
  • ✔️Geräusche & Vibrationen. Dafür braucht es Probefahrt & Erfahrung.
  • ✔️Karosseriefehler. Rost, Lack, Geometrie – separater Check (siehe Artikel zur Lackdickenmessung).

Tipps zur OBD-Diagnose beim Kauf

  • Nach der Probefahrt scannen. 15–20 km fahren, dann erneut lesen – versteckte Fehler kommen zurück.
  • Readiness prüfen. Viele „Not Ready“ = kürzlicher Reset.
  • Profi-Equipment nutzen. ELM-Adapter sehen wenig; Airbag/Komfort/AT oft nur mit Markensoftware.
  • E-/Hybridfahrzeuge. SOH der HV-Batterie, Zyklen, Temperaturen – meist mit Spezial-Tools.
  • Methoden kombinieren. Scanner + Sichtprüfung + Probefahrt + Karosserie/Lack ergeben das ehrliche Bild.

Richtig durchgeführt senkt die OBD-Prüfung das Risiko massiv. Wir liefern einen schriftlichen Bericht mit Codes/Parametern und schätzen die Behebungskosten.

FAQ — häufige Fragen

Was ist OBD-Diagnose und was zeigt sie?

Über die OBD-II-Buchse liest der Scanner DTC-Codes, Freeze-Frame und Parameter (Motor, Automatik, ABS/ESP, Airbag u. a.). So findet man versteckte Defekte.

Kann man Fehler vor dem Verkauf verstecken?

Fehler lassen sich löschen, aber Readiness-Status und erneutes Scannen nach Probefahrt zeigen Reset und wiederkehrende Probleme.

DIY-Adapter vs. Profi-Scanner?

ELM-Adapter lesen Basis-Codes. Profi-Scanner sehen herstellerspezifische Module, mehr Parameter und Spezialtests.

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