VIN-Bericht lesen: CarVertical / CARFAX — einfach erklärt
Der Albtraum beim Gebrauchtwagenkauf ist ein Flutschaden. Nach Überschwemmungen landen solche Fahrzeuge oft als scheinbar „normale“ Gebrauchte auf dem Markt – gerade im Export. Optisch können sie gut aussehen, doch die versteckten Folgen bleiben.
Eine gründliche Vor-Ort-Prüfung in Deutschland ist Pflicht – gute Straßen und strenge HU (TÜV) kaschieren manches. Ein VIN-Bericht (siehe unser Beitrag „VIN-Bericht lesen“) zeigt gelegentlich Hinweise auf Wasserschäden, oft entscheidet aber der Blick vor Ort. Hier sind fünf Anzeichen, die Sie ohne Hebebühne prüfen können.
1. Modergeruch & Schimmel im Innenraum
Der deutlichste Hinweis ist muffiger, feuchter Geruch. Textilien saugen Wasser auf; selbst Aufbereitung überdeckt nur kurzfristig. Achten Sie auf überstarke Duftbäume – häufig ein Versuch, Schimmelgeruch zu maskieren.
- Duftbäume prüfen: Ungewöhnlich starker Geruch = Warnsignal.
- Schimmel suchen: grünlicher Belag in Ecken, unter Teppichen/Verkleidungen, im Kofferraum.
- Teppiche anheben: Wasserränder, Restfeuchte, rostige Sitzschrauben = sehr verdächtig.
2. Rost/Korrosion an versteckten Stellen
Außen kann der Lack glänzen – Rost verrät sich innen. Prüfen Sie Nähte und Falze: Schweller, Radläufe, Reserveradmulde, unter Verkleidungen. Suchen Sie rostige Schweißnähte, „Bläschen“, bröseligen Lack. Auch Befestigungsschrauben (Sitze, Tür-/Haubenscharniere, Armaturenbrett) geben Hinweise. Ziehen Sie die Gurte ganz heraus: Metallteile am Gurt zeigen bei Flutschaden oft Rost. Salzränder (weiße Kristalle) auf Teppich/Metall deuten auf eingetrocknetes Schmutz- oder Salzwasser hin.
- Falze/Schweißnähte: Schweller, Radläufe, Kofferraumboden.
- Befestiger: Sitzschrauben, Scharniere – in intakten Autos meist nur staubig.
- Gurte: ganz herausziehen und prüfen.
- Salzränder: typische Spuren eingetrockneter Flutbrühe.
3. Probleme mit Elektrik/Elektronik
Elektrik leidet besonders. Sichten Sie Sicherungskästen/Stecker auf Grünspan; verdunkelte oder grün-blau belegte Kontakte = Wasser war da. Harter oder rissiger Kabelmantel deutet auf gealterte Isolation. Testen Sie Verbraucher (Heckscheibenheizung, Klima, Leuchten). Unter Teppichen liegen oft Steckverbindungen – dort steht Wasser am längsten.
- Grünspan/Patina: klare Wasser-Indizien.
- Elektronik-Gags: flackernde Anzeigen, sporadische Fehler = Spätfolgen denkbar.
- Versteckte Steuergeräte: Airbags/ABS/Untermatten prüfen.
4. Feuchtigkeit in Scheinwerfern/Aggregaten
Beschlag, Tropfen und Schlieren in Scheinwerfern/Rückleuchten weisen auf undichte Gehäuse nach Wassereintritt. „Zu neue“ Scheinwerfer bei sonst patiniertem Fahrzeug? Baujahr auf dem Gehäuse vergleichen. Luftfilterkasten kontrollieren – deformierter/verschlammter Filter ist sehr verdächtig. Öl prüfen: weiße Emulsion („Mayonnaise“) an Peilstab/Ölverschluss = Wasser im Öl (sofort Finger weg).
- Dauerbeschlag in Leuchten: Hinweis auf anhaltende Feuchte.
- Neue Leuchten? Baujahr/Prägung checken.
- Luftfilter & Öl: Schlamm/Emulsion = Deal abbrechen.
5. Verdächtig neue Teile & Demontagespuren
Frischer Teppich, neu bezogene Sitze, neue Leuchten – häufig Kosmetik nach Flut. Achten Sie auf abgeschabte Schraubenköpfe, fehlende Fabrikmarkierungen, neue Gurte ohne Etiketten, ungewöhnlich sauberen Motorraum bei altem Auto.
- Innenraum: neue Matten/Bezüge können Wasserschäden verdecken.
- Schrauben/Scharniere: Werkzeugspuren, nachlackierte Bereiche.
- Motorraum: „Showroom-clean“ bei älterem Auto = misstrauisch werden.
Flutschaden ohne Hebebühne erkennen
Mit Taschenlampe/Handschuhen viel möglich: unter Kofferraumboden, unter Sitzen, in Fächern schauen. Unterkanten von Schwellern/Blechen am Boden liegend prüfen. Suchen Sie Sand/Schlamm/Blätter an untypischen Stellen. Machen Sie zusätzlich einen VIN-Bericht und nach Möglichkeit eine OBD-Auslese.
Wichtig: Finden Sie 2–3 der genannten Symptome, besser nicht kaufen – Elektrik- und Rostfolgen fressen den vermeintlichen Preisvorteil auf.
Wann Experten hinzuziehen?
Bei kleinsten Zweifeln lohnt die unabhängige Vor-Ort-Prüfung – insbesondere nach Hochwassern, wenn viele Flutschaden-Fahrzeuge im Umlauf sind.
Unser Team von Sicher-Check kommt zur Vor-Ort-Diagnose, misst Lackdicke, prüft Karosserie/Innenraum, vergleicht VIN-Historie und liest OBD-Fehler aus.
Preise/Optionen finden Sie auf der Seite Preise. So vermeiden Sie teure Fehlkäufe.
Zusätzlicher Risikofilter: VIN-Bericht (CarVertical / CARFAX)
Viele Flutschäden tauchen in Versicherungs-/Auktionsdaten auf. Kombinieren Sie den Vor-Ort-Check mit einem VIN-Bericht. Für Leser gilt der Gutschein sichercheckde (−20% bei CarVertical).
FAQ — häufige Fragen zu Flutschäden
Lässt sich ein Flutschaden zuverlässig „retten“?
Theoretisch ja, praktisch sehr teuer: Steuergeräte, Kabel, Steckverbinder, Hohlraumkonservierung, Innenraum zerlegen. Meist bleibt Restrisiko.
„Reiner“ VIN-Bericht = kein Flutschaden?
Nicht zwingend. Berichtet werden nur erfasste Ereignisse. Darum bleibt die Sichtprüfung nach unseren 5 Punkten Pflicht.
Worauf als Erstes achten?
Kombination aus Moder/Schimmel + Rost/Spuren an versteckten Schrauben/Gurten – schnellster Marker schon auf dem Parkplatz.
Die besten E-Autos 2015–2025 (Autor-Meinung)